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La Balme - Col du Bonhomme - Ref. Croix Bonhomme

Die Besatzung des VP in La Balme sing der Kundschaft aus dem Stegreif Lieder zu deren Namen. Da ich kein Französisch kann bin ich leider nicht befähigt das zu goutieren. Ab hier wird das Terrain offen und ich ziehe die warme Jacke an nachdem ich meine Trinkblase befüllt und aus einer Plastiktüte Isostar beigegeben habe. Aufgestiegen wird ab nun, Vorderfuß an Hinterfuß in einer endlosen Schlange, weder vorne ist ein Ende zu erkennen noch hinten. Langsamer laufen geht nicht, Überholen wäre zwar ab und an möglich aber ist der Mühe kaum wert. Macht aber nichts den mir geht es schnell genug. Wer das Tempo nicht mehr mithalten kann muss für ein paar Minuten aussetzen und auf einem Stein neben dem Pfad die ständigen "ca va?" mit der Antwort "ca va bien" abwettern bis er sich ausreichend erholt oder genervt genug sieht um wieder ins Glied einzutreten und den Aufstieg fortzusetzen. An der langen Lichterkette der Läufer kann man leider nicht erkennen wie weit es noch sein könnte da der Maßstab fehlt. Es kommt ein Schneefeld, glücklicherweise das erste und letzte des Laufs da meine Schuhe hierfür nicht gemacht zu sein scheinen. Nach dem Col du Bonhomme traversiert man schiefe Schieferplatten. Wie das wohl bei Regen hier läuft. Vermutlich Schief. Man muss über die Reibungshaftung der Schuhe laufen. Für jemanden der aus nem bescheidenen Mittelgebirge kommt und so etwas sonst nur beim Wandern mit Stiefeln und Vibramsohlen macht schon ein wenig beängstigend. Aber hey, die hohen DNF-Quoten mit denen hinterher die Finisher prahlen gibt's ja nicht für nichts. Alles hat seinen Preis.

Ref. Croix Bonhomme - Les Chapieux

Nach einem Pass geht es 50 Meter bergab zum Checkpoint. Zwei Spuren, man wird gescannt, keine Registrierschwelle die man überlaufen kann. neben dem Refuge wurden kleine Zelte aufgestellt. Die Helfer sind Dick angezogen. Abstieg. Es geht mehrspurig bergab, ich bemerke jetzt zum ersten mal das meine Bordbeleuchtung dem Anlass nicht angemessen ist. Mehr Lumen täten bitter Not. Bergauf war sie in Ordnung aber bergab ist sie unzureichend für jede Art von Bewegung die über Bummeln hinausgeht. Immerhin ist der Kurs bestens mit reflektierenden Markern markiert. Die Gefahr sich zu verlaufen besteht also nicht. Ich werde überholt, ständig. Hier und Heute, jetzt und nun beschließe ich endlich Bergab laufen zu lernen. Kann ja nicht sein das ich bergauf jogge und bergab wandere. Irgendwo gibt es da ein Geheimnis von dem ich nichts weiß und die, die da gerade an mir vorbei gen Tal stürzen kennen es. Ich glaube hier wurden die Hubschrauberbilder aufgenommen die es Internet herumgeistern, eine Schlange von Läufern bei Sonnenaufgang einen Berg runter irrend. Das war vermutlich ich jenem Jahr in welchem der UTMB wegen schlechten Wetters erst um 24:00 gestartet wurde. Es geht lange, lange über die schmalen zerfurchten Wege bergab, dann endlich auf einem richtigem befahrbarem weg weiter. Immer noch oberhalb der Waldgrenze allerdings.

Les Chapieux

Einlauf und es gibt einen Stau, erstmal denkt man das vielleicht ein Scanner ausgefallen wäre und deswegen sich der Durchlauf ein wenig verzögern würde aber dann sieht man ein Schild auf dem steht: Ausrüstungskontrolle, Drei Gegenstände werden auf Bänken kontrolliert, es sind soweit ich mich erinnern kann: Ersatzlampe, wasserdichte Jacke und noch etwas. Ich zeige alles vor und darf weiter ins VP-Zelt. Ich nehme mit eine Schale mit Nudelsuppe und schlängle mich in eine der hinteren Ecken der Tisch und Bankreihen zum Blase mit Isostar aus dem Plastikbeutel auffüllen, Suppe essen und einfach mal kurz nur so dasitzen. Sobald man aus dem VP-Zelt rauskommt ist es unangenehm kalt. Man läuft an ein paar Zuschauern vorbei, ein wenig bergab und eben und dann bergauf Richtung Col de la Seigne auf einer breiten Asphaltstraße. Es läuft nicht gut. Ich merke schnell das etwas massiv nicht stimmt. Wenn ich versuche das Tempo der Leute um mich herum mitzuhalten wird mir schwindelig. Zu langsam darf ich aber auch nicht werden weil mir sonst zu kalt wird. Was ist da los? Überanstrengung? Kann eigentlich nicht sein. Ich bin bisher doch recht konservativ gelaufen. Alles andere ist doch im Lot. Keine Schmerzen in den Füßen, Beinen oder an anderen Neuralgischen Stellen. Schlimmer als der Schwindel ist die Unsicherheit. Was ist da los. Ist das Endziel bedroht? Ich merke außerdem das im Magen viel umherschwappt, das ganze isotonische Sportgetränk sollte doch eigentlich in die Blutbahn diffundieren und nicht im Magen blubbern. Die Straße führt schließlich ein Stück bergab und dann auf einen Singletrail bergauf. Jetzt ist mir nicht nur Schwindlig sondern auch noch Übel. Ich kann dem Tempo der Schlange absolut nicht mehr folgen, müsste ich aber weil wir ja jetzt in einer Reihe gehen und man nicht wie bisher einfach an mir vorbeimarschieren kann. Ein paar hundert Meter geht es, dann wird mir so blümerant das ich mich an die Seite stellen muss weil sich die Welt um mich dreht. Ein paar Minuten Pause. Wieder eingereiht, weiter. nach 5 Minuten ist es wieder so schlimm wie vorher, also rechts ran, Finger in den Hals. Leider kommt nix. Weitergehen. Nach etwa 30 Sekunden meldet sich dann der Magen, Kopf nach Rechts, Reiher, Reiher Rechter Schuh bekommt etwas ab. Die Schlange die an mir vorbeilauft fragt glücklicherweise nicht: "ca va?". Es ist jedem offensichtlich klar, ca va mal. Marche pa. Ein paar Minuten später laufe ich behutsam weiter. der Schwindel ist weg was schon mal eine groß Erleichterung ist, die Übelkeit leider nicht vollständig. Außerdem schaut die Lage jetzt für die nächsten 128km nicht mehr so rosig aus. Ein wenig aus der Blase getrunken, sofort wieder ausgespuckt. Der Aufstieg zieht sich lange und ist einer der längsten, wenn nicht der längsten der ganzen Strecke. Vielleicht liegt das daran das man die Lichter sehen kann, die Lichter hinter einem und vor einem. Sternenklare Nacht. Die Kette der Lichter aus dem Tal setzt sich nach ununterbrochen in den Sternenhimmel fort. Orion geht gerade unter. Glaube ich. Fast oben, ein älterer Herr liegt unter einer goldenen Schutzfolie neben der Weg. Pass erreicht. An den Weg nach unten kann ich mich nicht erinnern. Ich glaube es war alles andere als vergnüglich, ich wurde viel überholt.


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